Ich komme nicht drumherum mir den Frust von der Seele zu schreiben. Gestern Abend:
Roger Waters - 4.6.18 Mannheim, SAP Arena
Pink Floyd, für
meine Freundin und
mich, große musikalische Künstler. Gigantische Platten und Songs. Roger Waters war einer der treibenden Kräfte.
Die Show war bombastisch, man wurde visuell jedoch schon fast erschlagen. Die Soundabmischung war in Ordnung, aber nicht wirklich top. Die Band hat unterm Strich eine solide Leistung erbracht.
Die beiden Sängerinnen konnten mich leider bei "Great Gig In The Sky" nicht überzeugen. Waters, für seine 74 Jahre, noch gut in Schuss. Gut singen konnte er eigentlich noch nie. Macht aber nix.
Das Konzert war jedoch bereits ab der ersten Minute politisch geprägt und fand in der Mitte der Show eine zehnminütige Hasstirade auf Trump. Autsch. Das war nur eins: extrem primitiv!
Weiter ging es mit Drohnenbildern, einem Kinderchor in Guantanamo-Anzügen zu "The Wall" und der Parole "Resist" gegen Zuckerberg, Apple und co. Und immer wieder: Bilder von Angriffsdrohnen, spielende Kinder, Flüchtlinge, die unterdrückten Schwarzen und eine kurze visuelle Präsentation der großen Despoten der Welt: Stalin, Trump, Erdogan, Assad, Kim und wie sie nicht alles heißen. Adolf Hitler hat es nicht in den erlauchten Kreis der Kriegsverbrecher geschafft.
Nach dreißig Minuten hatte ich schon kräftig Puls. Schwarz-Weiß-Malerei vom Allerfeinsten. Das war so erbärmlich.
Bis hierhin konnte man es noch ertragen, bis er schließlich vor dem letzten Lied seine Wutrede auf Israel hielt und für "seine" Organisation BDS warb. Ich war fassungslos von der politischen Gleichgültigkeit des ein oder anderen im Saal. Vereinzelt gab es Pfiffe und Buhrufe. Es war skurril
anzusehen
wie Waters beteuert kein Antisemit zu sein, allein mir fehlt der Glaube. Wer seit Jahren mit einer solchen Organisation Hand in Hand geht, die eine Horde von Arabern versammelt, die nichts anderes fordern als die Vernichtung Israels, dem spreche ich jedwede moralische und ethische Vernunft ab. Der sechstage Krieg 1967 sowie der Jom-Kippur-Krieg 1973 schienen nie stattgefunden zu haben. Ein aktueller Beweis hierzu ist die BDS Demonstration in Berlin vor dem Waters Konzert. Wer mehr lesen möchte: Einfach mal Googlen und im Musikexpress, Tagesspiegel oder sonst wo zu Berlin vorbeischauen.
Mein Fazit von gestern Abend: Erstes und definitiv letztes Konzert von Roger Waters. Es war ein hundertzwanzigminütiger Beweis, warum Pink Floyd zerbrochen ist. Jetzt verstehe ich es auch.
Politische Kritik ist wichtig und kann auch in der Musikbranche beheimatet sein. Dann schaue ich mir aber Hannes Wader oder Konstantin Wecker an. Die Herren verstrahlen noch Glaubwürdigkeit und arbeiten mit Niveau (das hat mir gestern Abend gänzlich gefehlt).
Fun Fact: Während Waters, als einer der Topverdiener im Business, "seinen" Hit "Money" zum besten gibt, dürfen die erlauchten Fans in Reihe 1 (Ticketpreis 299€) mit den restlichen Fans in Reihe 2-20 (Ticketpreis 199€) und dem Pöbel (Rest der Halle knapp 109€) rhythmisch wippen und dabei ihr Bier aus dem Plastikbecher schlürfen. Spätestens bei diesem grotesken Bild offenbar sich, dass Herr Waters sich in den 60ern seine Birne zerschossen hat.